Wer glaubt, Castingshows wären eine Erfindung des auslaufenden 20. Jahrhunderts, der irrt! Bereits am Hofe Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, bediente man sich dieses Formats, um stets ausreichend viele, hervorragende Musikerinnen und Musiker zur Verfügung zu haben. Denn der Monarch setzte Musik ganz bewusst zur Selbstdarstellung und Demonstration seiner absoluten Macht ein. Élisabeth Jacquet de La Guerre (1665–1729) kam gar schon im zarten Alter von fünf Jahren zu einem dieser Auswahlverfahren. Ludwig sollte rasch erkennen, dass in diesem Mädchen eine ganz außerordentliche Begabung steckte. Fortan war ihr die Unterstützung des Königs gewiss, was ihrer Entwicklung zu einer der bedeutendsten Komponistinnen und Interpretinnen ihrer Zeit mit Sicherheit dienlich war. Auch François Couperin (1668–1733) genoss am Hofe Ludwigs höchstes Ansehen. In den späteren Jahren von dessen Regentschaft avancierte Couperin gar zum Lieblingskomponisten und -musiker des Monarchen und pflegte diesen allsonntäglich mit königlichen Kammerkonzerten zu unterhalten. Als Couperin 1733 starb, fanden sich in einem Nachruf über seine Sammlung Pièces de clavecin folgende Worte: „Diese Stücke haben ihrem Schreiber große Ehre eingebracht, und das nicht nur in ganz Frankreich, sondern ebenso im Ausland; sie sind hoch geschätzet in Italien, in England und in deutschen Landen.“ Was für ein Glück, dass sich Jacques-Martin Hotteterre (1674–1763), Spross einer berühmten Instrumentenbauerfamilie, nicht nur darauf verstand, Blasinstrumente anzufertigen, sondern ebenso ein Meister im Spiele ebendieser war. So sollte es nicht lange dauern, ehe auch er Aufnahme in den Kreis der Hofmusiker des Sonnenkönigs fand. Innerhalb weniger Jahre wurde Hotteterre zu einem der meist bewunderten Musiker am Hof von Versailles, wo er die Stelle als erster Flötist in der Chambre du Roi innehatte. Übrigens: Marta, die Traversflötistin des Abends, spielt auf dem Nachbau eines Instruments aus der Werkstatt Jacques-Martin Hotteterres.
Stéphane Fuget – Cembalo
Marta Gawlas – Traversflöte
Léa Masson – Theorbe