Als Orlando di Lasso – von seinen Zeitgenossen oftmals belgischer Orpheus und Musikerfürst genannt – nur drei Wochen vor seinem Tode im Juni 1594 seinen Zyklus Lagrime di San Pietro vollendete, ahnte er vermutlich nicht, dass er uns damit das wohl bedeutendste Werk seines außerordentlich fruchtbaren Schaffens hinterlassen sollte. In dieser Sammlung aus 20 geistlichen Madrigalen und einer Motette, allesamt gesetzt für sieben Stimmen, vertonte der Komponist Luigi Tansillos gleichnamiges Gedicht, in dem Letzterer Buße, Reue und die Leiden Petri nach dessen dreifacher Verleugnung Christi literarisch aufarbeitete.
Lasso gelingt es in seinem musikalischen Einfallsreichtum und unter Ausnutzung aller dramatischen Nuancen, die Zuhörenden auf ergreifende Art und Weise durch die Gefühlszustände des reuigen Petrus zu führen. An das Ende des Zyklus stellt er eine Motette, die als Christi Antwort an die Welt verstanden werden kann:
„Siehe, oh Mensch, was ich für dich leide. Zu dir ruf’ ich, der ich für dich sterbe. Sieh’ die Qualen, die sie mir bereiten. Sieh’ die Nägel, die mich nun durchbohren. Es ist kein Schmerz, der dem meinen gliche, und sind auch groß die äußeren Schmerzen, sind doch die inneren noch heftiger, da so undankbar ich dich muss sehen.“
GALLICANTUS
David Allsopp, Mark Chambers – Alt
Tom Robson, Nick Todd – Tenor
Richard Bannan, Gabriel Crouch – Bariton
William Gaunt – Bass